Mein kleines Sonderprojekt:
Die Krebssuchmaschine
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Online: 2016 bis 2023 (zur Zeit offline) Grundlage: Yacy - Die Open Source Search Engine Software
Ein großes Dankeschön für die Unterstützer: |
Wenn jemand das erste Mal den Namen meines kleinen Sonderprojekts gehört oder gelesen hat, dann war die Reaktion meistens eine hochgezogene Augenbraue und im Subtext die Frage: „Hat er jetzt komplett den Verstand verloren?“
Meine offizielle Antwort darauf war stets ein charmantes „Ja und Nein“.
Nein, weil ich ganz sicher nicht mit den allmächtigen Platzhirschen des Suchmaschinenmarktes in direkte Konkurrenz treten wollte – das wäre ungefähr so klug wie mit einem Ruderboot gegen einen Flugzeugträger anzutreten.
Und ja, weil es einfach ein unverschämt großer Spaß war, so ein Projekt realisiert zu haben und es über Jahre hinweg laufen zu lassen.
Die eigentliche Pointe liegt nämlich darin: Ich habe einfach mal bewiesen, dass man eine selbstgebaute Suchmaschine auf einem schnöden VR-Server satte sieben Jahre lang ungestört laufen lassen kann – ohne dass auch nur ein Hahn in der großen digitalen Hühnerschar danach gekräht hätte.
Sieben Jahre lang hat meine Suchmaschine Punkt 6 Uhr morgens brav 25 ausgewählte Webseiten aus dem Themenbereich Krebs durchsucht. Jeden einzelnen Tag.
Ergebnis: Rund 2,1 Millionen Robots pro Tag, die sich durch das deutsche World Wide Web gefräst haben, gesammelt in bescheidenen 800 Gigabyte feinster SEO-Daten.
Jetzt könnte man fragen: „Und? Ist da nie jemandem aufgefallen?“ Antwort: Nö.
Meine IP-Adresse war und blieb ein unauffälliger, digitaler Gentleman – keine einzige Sperre, kein Platz auf der Blacklist für Suchmaschinen-Robots.
Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich fast behaupten, meine Maschine hat mit den Webservern der Republik heimlich Kaffeekränzchen gehalten.
Neben all dem technischen Spieltrieb steckt aber noch eine ziemlich persönliche Geschichte dahinter.
Nach den einschneidenden Erlebnissen mit meinen Hirnblutungen 2004 und den Herz- und Lungenproblemen 2010 war ich ehrlich gesagt schon dankbar, überhaupt jeden Morgen lebendig wach zu werden.
Doch mit dem Start dieser Suchmaschine hatte ich plötzlich ein weiteres Ritual: Neben dem morgendlichen Dank ans Universum durfte ich auch noch als stiller SEO-Spion den großen Krebswebseiten beim „Meinungs- und Ranking-Ballett“ zuschauen.
Sieben Jahre lang bekam ich dort gratis geliefert, was andere sich teuer einkaufen mussten: die kleinen Geheimnisse der ganz Großen.
Und ja, ich habe dafür jeden einzelnen Tag ein ernst gemeintes, aber durchaus mit einem verschmitzten Grinsen versehenes „Dankeschön“ nach oben geschickt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die „Krebssuchmaschine“ mag niemals Google Konkurrenz gemacht haben – aber sie hat mir Dinge gezeigt, für die es keinen Algorithmus und keine künstliche Intelligenz braucht: Geduld, Neugier und eine gewisse Freude daran, die Regeln des Spiels zu dehnen, ohne sie komplett zu brechen.
Mit leicht frechen Grüßen und einen Augenzwingern
Patrick